Soraya muss für ihren Chef die Kohlen aus dem Feuer holen

Spanien steuert auf die Parlamentswahlen zu. Die regierende konservative Partei Partido Popular (PP) muss befürchten, für die vielen Korruptionsfälle und die fatale Sparpolitik vor allem zu Lasten des armen Teils der Bevölkerung abgestraft zu werden. Da drückt sich der regierende Ministerpräsident Mariano Rajoy gerne davor, in Debatten mit seinen Herausforderern zu gehen, weil die zu viele gute Argumente für das Versagen der Regierung haben und er zu wenige dafür. Er selbst zieht es vor, mit willfährigen Journalisten im Zweiergespräch im Stile einer Seifenoper sich der Öffentlichkeit als der gute Onkel zu präsentieren.

Aber ganz kann man sich natürlich der Öffentlichkeit nicht entziehen, weil die Kneiferei dann zu offensichtlich und der Eindruck beim Wähler zu verheerend wäre. So hat jetzt eine Fernsehdebatte mit den vier Parteien PSOE, Ciudadanos, Podemos und PP stattgefunden. Parteien, die die besten Aussichten auf eine starke Vertretung im nächsten Parlament haben. Für die PSOE, Podemos und Ciudadanos haben ihre jeweiligen Spitzenkandidaten Pedro Sánchez (PSOE), Pablo Iglesias (Podemos) und Albert Rivera (Ciudadanos) teilgenommen, während Ministerpräsident Rajoy, um das Spektakel in seiner Bedeutung herunterzufahren, seine Vize-Ministerpräsidentin Soraya Sáenz de Santamaría zu der Runde abkommandiert hat.

Soraya Sáenz de Santamaría, geboren 1971, ist seit 2011 Vize-Ministerpräsidentin. Sie ist gleichzeitig Chefin der Präsidialverwaltung und Sprecherin der spanischen Regierung. Sie ist Juristin mit Spezialisierung auf öffentliches Recht. Sie hatte natürlich einen schweren Stand bei der Diskussionsrunde, da sie erst einmal das Fehlen ihre Chefs ausbaden musste. Ihre Erklärung für die Abwesenheit des Hauptverantwortlichen: “Ich bin hier, weil die PP eine Mannschaft mit einem sicheren Führer ist. Wir sind als Partei eine Mannschaft mit Erfahrung und Ideen. Jeder aus dieser Mannschaft kompetent genug hierher zu kommen. Deshalb bin ich hierher gekommen.”

Der Journalist David Torres hat auf der Webseite “Público” folgendes zur Veranstaltung und dem Auftreten von Sáenz de Santamaría geschrieben:

Es war das erste Mal in den Zeiten der Demokratie, dass man dieses Format verwendete, mit drei Kandidaten für den Ministerpräsidentenposten und einer bauchredenden, fernbedienten Puppe. Wenn sie sich noch so angestrengt hat, herumzustottern und die Zahlen durcheinander zu werfen, so ist es ihr trotzdem nicht gelungen, den Mann zu ersetzen, der dieses Land zu einem Sauhaufen gemacht hat und der jede Woche eine Liste mit meistgesehenen Videos herausgibt wie wenn das ein Superwitz wäre. Der Letztere hat es vorgezogen an der Debatte wegen eines überfüllten Kalenders nicht teilzunehmen und mit seiner Familie im Nationalpark Doñana zu bleiben und mit der Familie die Debatte am Fernseher zu verfolgen. Es ist nicht so, dass er lügt, sein Kalender ist so voll, dass sogar seine Frau und seine Kinder Wahlkampfveranstaltungen sind.

Die Zeitung El Pais kommentierte den Auftritt von Frau Saenz de Santamaria so:
Es gibt Dinge, die ein Präsident erklären muss und für das er nicht irgendjemanden ihm Nahestehenden schicken kann. Soraya macht immer den Eindruck anwesend zu sein, um zu machen was sie konnte, nicht was was sie sollte, denn dann wäre ihre Anwesenheit nicht nötig gewesen. Die Abwesenheit von Rajoy wurde Gelegenheit für Witze, die beste Art über ihn zu sprechen, ohne ihn ernst zu nehmen. “Ich möchte Rajoy grüßen, der uns am Fernseher verfolgt”, sagte Iglesias als erster. “Rajoy ist heute nicht hier, aber wie wäre es, wenn er hier wäre” erklärte Rivera und schaute auf Soraya. Eine kleine Stichelei bei Gelegenheit, alle lachten, halb Spanien lachte und Soraya konnte nur ein sauertöpfisches Gesicht macht.”

Informationsquelle
Soraya Sáenz de Santamaría
Soraya, sé fuerte
Soraya y lo peor

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