Jordi Pujol, es hätte so schön sein können

Jordi Pujol, offizieller Name Jordi Pujol i Soley, wurde 1930 geboren und war von 1980 bis 2003 Präsident der autonomen Region Katalonien und damit die Ikone des katalanischen Nationalismus. Bereits in der Franco-Diktatur kämpfte er für Katalonien und wurde deswegen verhaftet und für 2 Jahre ins Gefängnis gesteckt. Auch in Europa genießt er vielerorts hohe Ansehen. In seinem Einsatz für Europa wurde er 1992 zum Präsidenten der Versammlung Europäischer Regionen innerhalb der EU gewählt.

Pujol hatte also gute Voraussetzungen, um als verdienter Politiker in die Geschichte einzugehen. Aber er hatte auch eine große Familie und leider auch ungezogenen Kinder. Einer davon, der älteste Sohn, Oriol Pujol Ferrusola ist ein besonders missratenes Exemplar. Vermutlich dank des guten Rufes seines Vaters wurde er als Abgeordneter in das katalanische Parlament gewählt. 2012 gab es einen Bestechungsskandal, in den Oriol federführend verwickelt war. Es ging um die Vergabe von Konzessionen zur staatlich vorgeschriebenen technischen Überprüfung von Kraftfahrzeugen, dem spanischen TÜV dort ITV genannt. Oriol hatte mit anderen Politikern die Vergabe so organisiert, dass nur befreundete Unternehmen zum Zuge kamen. 2013 wurde er deswegen wegen illegaler Einflussnahme angeklagt.

Das hätten die Pujols vielleicht noch durchgestanden. Aber Oriol hatte auch eine Liaison mit Wirtschaftsfachfrau namens María Victoria Álvarez Martín, die er bei einer Reise kennengelernt hatte. Die Freundschaft lief gut bis Álvarez Martin für Oriol ein Geschäft mit mexikanischen Unternehmern organisierte und der Begünstigte danach die Kommission für seine Freundin nicht zahlen wollte. Sie schrieb ihm damals eine Mail mit dem Inhalt: “Willst du damit sagen, dass ich für dich ein Geschäft gemacht habe, bei dem du einen Haufen Geld bekommen wirst und dafür klaust du mir meine Kommission?”. Es ist wohl nichts schlimmer wie die Rache einer enttäuschten Freundin. Die ging an die Öffentlichkeit nicht ohne ihm vorher noch anzudrohen: “Ich weiß nicht, wie ich 3 Jahre mit einem Typen wie dich zusammen leben konnte. Das Leben hat viele Wendungen. Wie Maultiertreiber sind wir und auf unserem Weg werden wir uns noch treffen”. Im Dezember 2012 ging sie zur Polizei, um die offene Rechnung zu begleichen. Dort berichtete sie von den Machenschaften ihres Ex-Liebhabers, Dass er mit einem Bündel Banknoten in der Tasche rumlief, dass er Taschen voll mit Geldscheinen nach Andorra hin und zurück brachte.

Die Polizei ging den Beschuldigungen nach und vor einigen Tagen kam es dann zum großen Knall. Der Patriarch, Jordi Pujol gab zu, Geld illegal in Andorra gehortet zu haben. Es habe sich um eine Erbschaft von seinem Vater gehandelt, die dieser seinen Familienangehörigen vermacht habe. Das sei kurz vor seiner Wahl zum Präsidenten Kataloniens passiert und er habe die Verwaltung der Erbschaft einer Vertrauensperson überlassen. Irgendwann einmal habe er die Verwaltung der Erbschaft einem seiner Kinder übertragen und dazu sagt er: “Das war der Moment, dass mein Irrtum direkt meine sieben Kinder und meine Frau belasteten.” Drei Amnestiegesetze für Steuersünder hatte er nicht genutzt, jetzt hat er alles gestanden, eine zusätzlich Steuererklärung gemacht und angekündigt, dass er sowohl vor den Steuerbehörden oder notfalls vor Gericht Rede und Antwort stehen werde.

Jetzt ist der Ruf trotzdem ruiniert und alte Geschichte werden wieder ans Tageslicht gezogen. Es gibt einen Bericht der Anti-Korruptionseinheit der Polizei (UDEF), dass die Familie Pujol nicht nur über ein üppiges Vermögen in den USA, Argentinien und Mexico verfügt, sondern auch geheime Konten in der Schweiz und Liechtenstein hat. Das Geld soll vor allem über Korruptionszahlungen von Unternehmen an Pujol jr stammen.

Es hätte so schön sein können. Jordi Pujol im Ruhestand und geschätzt und geliebt von seinen katalanischen Landsleuten. Was jetzt kommt wird nun nicht mehr schön. Die Parteifreunde rücken von ihm und seiner Familie ab, sein Sohn wandert vermutlich ins Gefängnis und er selbst wird von der Öffentlichkeit und den Staatsanwälten noch vor peinliche Fragen gestellt werden. Dann kann es noch schlimmer werden. Ende des Jahres wird es eine Volksabstimmung zur Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien geben. Im Strudel der Pujol-Affäre kann es dann unerwarteter weise mit der Zustimmung zur Unabhängigkeit eng werden.

Informationsquelle
El “nada honorable” Jordi Pujol confiesa que defraudó a Hacienda.

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