Ein König, der sein Volk hinters Licht führen will

Der spanische König Juan Carlos wurde vor kurzem erneut an der Hüfte operiert. Er hat bereits mehrere derartige Operationen hinter sich. In Spanien läuft zur Zeit eine umfangreiche Privatisierungswelle im Gesundheitswesen. Diese ist verbunden mit Schließung kleinerer Krankenhäusern und umfangreicher Entlassung von Personal. Deswegen gibt es seit einiger Zeit heftige Proteste in der Bevölkerung. Angesichts dieser Situation fragt sich natürlich das Volk, warum der König sich nicht in einem Krankenhaus der staatlichen Krankenversicherung von den dort tätigen Ärzten operieren lässt. 
Denn selbstverständlich wird der König nach scheinbar erfolglosen Operationsversuchen, für die das private spanische Gesundheitswesen verantwortlich zeichnet, jetzt von einem Starteam der US-Mayo-Klinik operiert. Zahlen soll es der spanische Steuerzahler, dem es natürlich angesichts der sich ständig verschlechternden eigenen Gesundheitsversorgung nicht einleuchtet, warum sein Staatsoberhaupt privilegiert umsorgt werden muss. Zudem betrachten viele Spanier es nicht mehr als besonderes Glück eine Königsfamilie durchfüttern zu müssen.
Um die Aufregung zu dämpfen hat die Regierung und das Königshaus zu einem Trick gegriffen: Vertrauliche Quellen aus dem Königshaus hätten die Nachrichtenagentur Efe informiert, dass der Chirurg Cabanela den Wunsch geäußert habe, kein Honorar zu verlangen wie das bereits schon vorhergehende Chirurgen getan hätten. De Zeitung Publico berichtet, dass der Chirurg Cabanela ein sehr altruistischer Mensch sei, er habe auch schon Gratis-Operationen in Guatemala und Vietnam durchgeführt, wo er innerhalb des Sozialbereichs medizinisch tätig war. Cabanela ist Amerikaner mit spanischen Wurzeln. Wer allerdings nicht auf sein Honorar verzichtet ist der an der Operation beteiligte amerikanische Chirurg Robert Trousdale, er wird mit seinem Team dem Königshaus und damit dem spanischen Steuerzahler eine Rechnung zuschicken. Um es klar zu sagen: Nicht der Chirurg kassiert, sondern sein Arbeitgeber, der ihn bezahlt und das wird dann der Öffentlichkeit als eine Gratis-OP verkauft.
Es gibt sicher viele bedürftige Spanier, die eine solche Leistung – kostenlose Operation - viel mehr nötig hätten. Warum soll ein Chirurg einem vermögenden König etwas schenken? Die Aktion des Königshauses stinkt also zum Himmel und die Bevölkerung kann das eigentlich nur als großangelegte Versuch, die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen, begreifen. Wie es eine Kommentarschreiberin des Zeitung “Publico” ausdrückt: “Wie kommt es, dass er nichts verlangt? Cabanela wird von der Mayo-Klinik bezahlt, die sein Arbeitgeber ist, und diese Klinik stellt nicht dem König, sondern dem Königshaus eine Rechnung aus und damit den Spaniern”.
 
Siehe auch:
Ein gebrechlicher König mit mangelnder Einsicht
 
Informationsquelle
El cirujano Cabanela no le cobra al rey por el recambio de cadera – Publico

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