Massentierhaltung: 1.000 Kühe für den größten Kuhstall Frankreichs

Seit 2011 gibt es das Projekt “1.000 Kühe” für das Dorf Drucat bei Abbeville im Nordwesten Frankreichs. Jetzt wird es ernst. Der größte Kuhstall Frankreichs soll gebaut werden. Die Präfektur hat die Baugenehmigung erteilt, allerdings beschränkt auf 500 Kühe. Antragsteller ist das Unternehmen “SCEA Côte de la Justice”. Das Unternehmen lässt sich von der präfekturalen Beschränkung nicht beeindrucken, denn es geht davon aus, dass mit der Baugenehmigung eine zukünftige Erweiterung des Betriebs nicht ausgeschlossen ist.

Gegen diesen gigantischen Stall hat sich eine Bürgerinitiative in Drucat gebildet. Sie nennt sich “Novissen”. Der Name ist eine Abkürzung für “Unsere Dörfer kümmern sich um ihre Umwelt” (“NOs VIllages Se Soucient de leur Environnement”) und ausgesprochen kann der Begriff auch als “nos vies saines (novissen)” verstanden werden und das bedeutet “Unsere Leben gesund”. Die Bürgerinitiative hält das Projekt für eine Gefahr für die Gesundheit, Sicherheit, Umwelt und Beschäftigung. Zudem stelle sich auch die Frage des Tierschutzes und zeige wie sehr sich hier das ganze System pervetiere. Morgen will Novissen in Paris bei der Landwirtschaftsmesse demonstrieren. Die Bürgerbewegung wird nicht allein sein. Alle großen Umweltorganisationen, die Grünen und weitere Parteien rufen zur Teilnahme an der Demonstration auf. Die Bewegung verlangt von der Regierung das Verbot einer intensiven Massentierhaltung. Dabei bezieht sie sich nicht nur auf den Mega-Kuhstall, sondern auch auf weitere Massentierhaltungsprojekte in der Region wie Erweiterung einer Hühnerzuchtanlage und gegen die Schweineställe in der Region von Pas-de-Calais, wo tausende von Schweinen gehalten werden.

Vertreter der industriellen Landwirtschaft scheinen in Frankreich Morgenluft zu wittern, denn nicht nur im Nordwesten, sondern auch in der Bretagne sind Großprojekte geplant. Dort will ein chinesisches Unternehmen eine Fabrik für Milchpulver bauen. Angeblich weil die Milchindustrie in China ein schlechtes Image habe und sie sich mit Produktionsstätten in Frankreich ein bessere Image geben will. Die Chinesen schwören auch, dass ihnen der Preis egal sei, Hauptsache Qualität. Der Vertrag zu Milchbelieferung wurde mit der bretonischen Kooperative Soodial abgeschlossen. Die wittern allerdings inzwischen auch Unrat. Unter der Hand haben sie erfahren, dass die Chinesen der Meinung sind, dass die bretonische Milch zu teuer wäre und das die Preise demnächst “wettbewerbsfähiger” werden müssten.

Die grüne Algenpest in der Bretagne scheint schon wieder vergessen. 2010 schrieb die Süddeutsche Zeitung: “Es ist vor allem das von der Schweinezucht und der Agrarwirtschaft mit Nitraten und Pestiziden verseuchte Grundwasser, das an die Küste sickert und die Algen sprießen lässt” und “die Dämpfe über dem Algenteppich weisen bisweilen eine Konzentration des Gases auf, die das in der Industrie erlaubte Limit um das 200-fache überschreitet. Bei der Bevölkerung scheint da schon etwas hängen geblieben sein, aber in der Welt der industriellen Agrarwirtschaft und ihrer dienstbaren Behörden scheint das keine Rolle zu spielen.

Informationsquelle
Après la méga laiterie de Carhaix, bientot des usines de 1000 vaches en Bretagne? – leblogdejeudi
Grande manifestation à PARIS le dimanche 3 mars 2013 – Novissen
DRUCAT (80) Ferme des 1000 Vaches : Novissen montre les cornes – Courrier Picard

Kommentare

  1. Ich esse mittlerweile nur noch 1 bis maximal 2 Mal pro Woche Fleisch und achte darauf, dass es Biofleisch ist.
    Ich möchte kein Fleisch mehr aus Massentierhalungen essen. Das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

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