Londoner Monarchie-Jubelorgien dank willfähriger Medien

Morgen feiert Königin Elizabeth II, ihre Majestät die Queen, ihr diamantenes Jubiläum der 60-jährigen Thronbesteigung. Dank einem Generalablass des Hofes darf ich hier auch den offiziellen Begriff für das Jubiläum erwähnen, der  “Diamond Jubilee” lautet. Dieser Begriff, aber auch nur das Wort “Jubilee” dürfen nach Ansicht des Hofes nur für nicht-kommerzielle Zwecke kostenfrei verwendet werden. Aber immerhin braucht man für diese banalen Wörter aus dem allgemeinen Wortschatz eine Genehmigung der geldgierigen Windsors. Aus Anlass des Jubiläums wird die Queen mit ihrem Gefolge ein halbes Jahr durch Großbritannien streifen und sich bejubeln lassen.

Nicht allen gefällt das nun wieder einsetzende Theater. Graham Smith schildert im “New Statesman” das anstehende Spektakel als von einer willfährigen Journalistenmeute angeheizt. Sie berichten nach seiner Ansicht unkritisch über jede königliche Bewegung und schrecken dabei nicht davor zurück, zum tausendsten mal Banalitäten über die Queen nach dem Motto “60 Dinge, die sie noch nicht über die Queen wussten” zu wiederholen. Unter Bezugnahme auf die königliche Hochzeit im vergangenen Jahr schreibt Smith: “Letztes Jahr war es dasselbe, mit einer königlichen Hochzeit bei der jeder Journalist mit dem anderen mit den abgedroschensten  und dümmsten Kommentaren wetteiferte und das jeweils neueste “unglaubliche” Faktum über die Monarchie zu bieten hatte. Dieses Jahr verspricht diesbezüglich genauso schlecht zu werden, wenn nicht schlechter”.

In britischen Kreisen scheint eines der großen Argumente für den monarchischen Pomp die Gewinnerwartungen der Wirtschaft zu sein. Bereits beim Papstbesuch ging es eigentlich nur darum, was er der Geschäftswelt an Gewinn bringt. So ist das nun auch bei den Royals, wo man glaubt, den großen Mummenschanz weltweit bestens vermarkten zu können. Laut Smith wurden die Erwartungen diesbezüglich im letzten Jahr nicht erfüllt. Sogar das Interesse der medienmanipulierten Briten an ihren Royals ist begrenzt. Smith sagt warum: “Die Monarchie ist eine sehr umstrittene und widersprüchliche Institution. Wenigsten ein Viertel der Briten glauben, dass wir besser leben würden ohne sie, mehr als die Hälfte wollen, dass ihre staatliche Finanzierung beendet wird und zwei Drittel wollen mehr Transparenz bezüglich des königlichen Finanz-Haushalts. Letztes Jahr erklärte etwa 79 Prozent, dass sie an der Hochzeit nicht interessiert seien und eine Umfrage des Guardian zeigte einen ansteigende Unterstützung für den Abbruch der Vorbereitungen für die Hochzeit”.

Smith erinnert noch einmal seine Journalisten-Kollegen daran, dass sie eigentlich neutral berichten sollte. Insbesondere erinnert er daran, dass man nicht mit dem wirtschaftlichen Untergang Britanniens drohen solle, wenn der königliche Pomp nicht weltweit für Einnahmen sorgen würde. Dies scheint ein beliebtes Argument zu sein, um britische Bürger und Bürgerinnen “monarchiehörig” zu machen. Vor allem von der öffentlichen BBC erwartet Smith eine unvoreingenommene Berichterstattung, denn die PR-Maschine des Buckingham-Palaste laufe schon auf Hochtouren und ihre Kampagne sollte nicht unwidersprochen hingenommen werden. Laut Smith gibt es ein gutes Argument für die allpräsente Medienkampagne des Palastes: “Sie wissen, dass die Öffentlichkeit schnell das Interesse an den Royals verliert und dass bei nahendem Lebensende der Queen die Zuneigung, die man ihr entgegen gebracht hat, wahrscheinlich nicht auf ihren Sohn und seine Erben übergeht.”

Die britische Monarchie im Abschwung? Seit neuestem muss sie sogar sparen. Erstmals seit 1950 wird die Zahl der Garten-Partys im Buckingham-Palast von 3 auf 2 zurückgefahren.

Informationsquelle:
Monarchy and the media – New Statesman
Will you be protesting at the pageant? – Republic
The Queen cuts back Buckingham Palace garden parties – Telegraph

Kommentare

  1. Schade, daß nur der antimonarchistische Artikel von Graham Smith im New Statesman erwähnt wurde. In einer Replik in The New Statesman vom 7. Februar hat Sunder Katwala aufgezeigt, wie falsch Smith mit allen seinen Behauptungen liegt. So führt er auf, daß mehr als die Hälfte der britischen Tageszeitung republikanisch ausgerichtet, also alles andere als "monarchiehörig" sind. Zudem weist er nach, daß die Befürworter einer Republik auf der Insel seit Jahrzehnten konstant bei 18% liegt.

    Witzig ist, daß Smith behauptet, 79% der Briten seien an der Hochzeit von Prince William und Catherine nicht interessiert gewesen, doch laut Tagesspiegel, Berlin, saßen in Deutschland „mehr als insgesamt 14 Millionen Zuschauern“ vor ihrem Fernsehapparat, um dabei zu sein. Ich nehme nicht an, daß weniger Briten ihre Geräte anstellten. Weltweit schalteten 2 Milliarden Menschen ein. In Australien, das immer wieder von republikanischen Anfällen geschüttelt wird, waren es ein Drittel der Bevölkerung: "More than 7 million Australians tuned in across the free-to-air networks, the bulk watching Seven (29.8 per cent) and Nine (22.7 per cent). Pay TV figures have not yet been made public." (The Age, 30.4.2011). Für Großbritannien fand ich auf die Schnelle keine Einschaltquoten.

    Ja, natürlich spart die britische Monarchie, weshalb die Zahl der Gardenparties reduziert wird. Das liegt daran, daß die Mittel, die das britische Parlament der Monarchin zur Ausübung ihrer Aufgaben als Staatsoberhaupt bewilligt 2010 bei 38,2 Millionen £ lagen, die sich aus drei Bereichen zusammensetzten: Gebäudeunterhaltung, Transport sowie der „Civil List“. Letztere umfaßt alle Aufgaben des Staatsoberhaupts. 1990 legte Margaret Thatcher dafür die Summe von 7,9 Millionen £ fest. Tony Blair übernahm sie und auch der konservative Premierminister David Cameron legt keinen Pfundschein drauf. Es gab und gibt keinen Inflationsausgleich. Zum Vergleich: 1990 bezog ein britischer Unterhausabgeordneter 26.000 £ im Jahr, 2010 waren es 66.000 £ (Quelle: Corona, Ausgabe 64).

    Ich könnte weitere Fakten gegen die aufgestellten Behauptungen anführen, will es aber bei den wenigen Beispielen belassen.

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