Die empörte Jugend bereitet sich auf den Papst vor

Am vergangenen Dienstag meinte die Polizei in Madrid auf dem Hauptplatz der Stadt, der Puerta del Sol, für Ordnung sorgen zu müssen. “El Sol” wie der Platz in verkürzter Form genannt wird, wurde in den letzten Monaten zum Zentrum der Bewegung 15-M, wo vor allem die frustrierte Jugend Spaniens, die sich auch “Los Indignados” (die Empörten) nennen, ihren Zorn und Wut über ihre Perspektivlosigkeit und die Unfähigkeit der spanischen Politiker zum Ausdruck brachte. Im Rahmen der Demonstrationen wurden den Protestierenden zugesichert, dass sie einen Informationsstand am “Sol” errichten dürften, wenn sie den Platz von ihrer darauf errichteten Zeltstadt befreiten. Was sie schließlich auch getan hatten. Um so erstaunlicher nun am vergangenen Dienstag das Verhalten der Polizei: Plötzlich wurde das ganze Areal rund um die Puerta del Sol abgeriegelt, der Informationsstand aufgelöst und die wenigen Anhänger der Bewegung vertrieben. 3 Tage durfte das Areal nur noch unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen betreten werden. Die Räumungsaktion soll auf Drängen der Polizeiführung erfolgt sein, die der Ansicht war, dass die Überwachung des Platzes in der bisherigen Form personell nicht mehr durchführbar war.

Die “Empörten” der 15-M gingen nach dieser Polizeiaktion erneut auf die Barrikaden. Wie nach einem Schlag auf den Bienenkorb erwachte die vor sich hin dümpelnde Bewegung zu neuem Leben. Inzwischen haben sie sich den Informationsstand auf dem “Sol” wieder zurückgeholt und Kommissionen tagen auf den Zufahrtsstraßen des Platzes, die sich jetzt auf den Papstbesuch zum Weltjugendtag Mitte August in Madrid vorbereiten. Die am gestrigen Samstag auf der Straße tagenden Jugendlichen nennen ihre Versammlung “II FORO SOCIAL 15M INTERCALLES”, das 2. Straßen-Sozialforum. Dabei wird ein Protestkalender zur Begleitung des Papstbesuches erstellt. Dazu wird ein Kreuzweg gehören mit den Forderungen der Bewegung, Informationsstände für die PilgerInnen und eine Konkurrenzveranstaltung zur Eröffnungsfeier des Weltjugendtages am 16. August. Das könnte den Papst und seine PilgerInnen sonst noch erwarten: Im Gespräch sind Papierflieger, Luftballons und Seifenpumpen. Spannender wird sein, welche Forderungen die Bewegung stellen wird. Hauptpunkte werden die Erziehungspolitik, die Kürzungen im Staatshaushalt, die Jugendarbeitslosigkeit, die Zwangsräumung von Wohnungen, aber auch außenpolitische Probleme wie der Israel-Palästina-Konflikt sein.

Für die Organisatoren des Weltjugendtages gibt es offensichtlich noch keine Bedenken, dass die Verbrüderung von Papst und Jugend aus dem Ruder laufen könnte. Auf der Webseite des Weltjugendtages hat immer noch Selbstbeweihräucherung Priorität: ““Die Bühnengestaltungen des Weltjugendtages werden jung, fröhlich und modern sein, und verfolgen das Hauptziel die Anwesenheit des Papstes zu unterstreichen, unter mehr als 1 Millionen Jugendlichen, die ihn in Madrid erwarten.”

Ob sich Spaniens 15-M mit den salbungsvollen Worten, die der Papst mit der Aufforderung zur Teilnahme am Weltjugendtag an die kroatischen Jugendlichen gerichtet hatte, zufrieden geben wird? Diese, seine Worte werden sich die spanischen Jugendlichen zu Gemüte führen dürfen: “Eure Jugend ist eine Zeit der Erweiterung eures Blickfeldes großer Horizonte, intensiv erlebter Gefühle und auch eine Zeit der Angst vor schwierigen und nachhaltigen Entscheidungen, den Schwierigkeiten, die das Studium und die Arbeit mit sich bringen und die Angst vor den Fragen bezüglich des Mysteriums des Schmerzes und des Leids.“  Der Papst hat Jesus als Antwort auf die Frage nach diesen Sehnsüchten dargestellt, als Antwort auf „das Verlangen nach einem Leben, das es Wert ist, gelebt zu werden“.

Ihre eigenen Politiker dürften den "Empörten" garantiert nicht mit solchen Worthülsen kommen!

Siehe auch:
Botschaft an die spanische Jugend: Glaubt an Christus und alles wird gut!

Informationsquelle:
Los indignados se preparan para la visita del Papa a Madrid – El Pais
#Acampadasol

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