Antequera soll europäisches Exzellenz-Zentrum für Bahntechnik werden

Antequera, die andalusische Kleinstadt knapp 40 km nördlich von Málaga und von dieser Stadt, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, durch ein hohe Gebirgskette getrennt, ist für eine große Aufgabe vorgesehen. Hier soll nämlich eine Teststrecke für Hochgeschwindigkeitszüge entstehen. "Der Eisenbahnring wird Antequera in eine Hauptstadt der Technologie verwandeln", so und ähnlich titelt die spanische Presse.

Das spanische Ministerium für Infrastrukturaufgaben (Ministerio de Fomento) beschreibt das Projekt wie folgt: "Der Eisenbahring für Versuchs- und Experimentierzwecke in Antequera ergänzt das Zentrum für Eisenbahntechnologie (Centro de Tecnologías Ferroviarias (CTF)), das dem Technologiepark von Andalusien in Málaga angegliedert wird. Es wird sich um eine weltweit einzigartige Einrichtung im Bereich der Eisenbahn-Innovation handeln." Das Projekt wurde am 18. Februar vom zuständigen Minister José Blanco der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Eisenbahnring, bei dem es sich um das größte Versuchsgelände in diesem Technikbereich handeln soll, wird von der spanischen Regierung mit 344,45 Millionen Euro bezuschusst.  Die Regierung erhofft sich von dem Projekt einen starken Impuls für die Wirtschaftsentwicklung der Region und rechnet mit dem Entstehen von 7.000 neuen Arbeitsplätzen. Gleichzeitig soll Spanien damit zum weltweiten Technologieführer in der Eisenbahntechnik werden.

Die Arbeiten zur Erstellung der Teststrecke sollen 2011 beginnen und in etwa 4 Jahren beendet werden. Zwei Teststrecken sollen entstehen. Der Hauptring soll 55 km lang sein mit internationaler Spurweite. Die Züge sollen darauf mit einer Geschwindigkeit bis 520 h/km getestet werden. Sie soll eine Gerade von 9 km umfassen und Kurven mit großem Radius. Damit soll die Strecke eine Homologisierung von Hochgeschwindigkeitszügen bis zu 380 km/h möglich machen. Auf einem zweiten Ring sollen Züge, die für eine Geschwindigkeit von 220 km/h ausgelegt sind, auf einer Strecke mit internationaler und iberischer Spurweite getestet werden können. Weitere 5 km Strecke sind vorgesehen, um städtische Transportmittel wie Metro und Straßenbahn Sicherheitstests gegen Entgleisungen unterziehen zu können.

Damit alles Sonnenschein in Andalusien? Nicht ganz. Es gibt auch hier Leute, die nicht grenzenlos begeistert sind. Eine Bürgerwegung von Anliegern der Teststrecke hat sich bereits gebildet. Sie ist zusammengesetzt aus politischen Parteien, Landwirten und Bürgern. Der Generalsekrekretär des Verbandes der Landwirte der Provinz Málaga (Asaja) warnte, dass das Infrastrukturprojekt die produktivste Zone der Provinz Málaga zerstöre und er forderte, dass man die Installationen an einen Ort hinsetze, an dem es nicht nötig sei, hunderte von Unternehmen zu zerstören, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Organisation, die sich auch bei der Europäischen Union beschweren will, forderte, dass "man den den gesunden Menschenverstand anwenden solle: Wir sind nicht gegen die Einrichtung eines Eisenbahnrings, aber dieser Ort ist der am wenigsten geeignete, den es in Spanien gibt".


Informationsquelle:
Ministerio de Fomento - José Blanco y Cristina Garmendia presentan el proyecto del mayor anillo ferroviario del mundo

Blanco: 'El anillo ferroviario convertirá a Antequera en capital tecnológica' | Andalucía-Málaga | elmundo.es

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