Dengue in der Favela Agua Fria in Recife

Der Diario de Pernambuco berichtet heute über den 7. Todesfall wegen Dengue-Fieber in Pernambuco. Die Landesregierung wird nicht umhin können, jetzt von einer Epidemie zu sprechen. Eine Ortsbesichtigung in der Favela Agua Fria von Recife machte deutlich, wie dringend Vorsorgemaßnahmen sind.

Die Favela Agua Fria wurde 2004 durch den UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf angemessenes Wohnen Miloon Kothari besucht. Sein Bericht, hier ein kurzer Auszug, ist in den Lateinamerika-Nachrichten beschrieben worden:

"Schockierende Umstände auf engstem Raum

Kothari, der Recife am 10. Juni besuchte, nahm offizielle Termine mit VertreterInnen der kommunalen und bundesstaatlichen Ebene wahr. Er besuchte dabei ein Gemeinschaftsprojekt beider staatlicher Ebenen im Wasser– und Abwasserbereich. Das bewog ihn zunächst zu der Meinung, die von der Arbeiterpartei PT geführte Stadtregierung von Recife und die konservative PMDB-Landesregierung nähme sich des Themas vergleichsweise engagiert an. Zu einer gänzlich anderen Einschätzung gelangte der UN-Berichterstatter allerdings wenig, als er gemeinsam mit Vertretern der Zivilgesellschaft die Elendsquartiere Vila Imperial und Água Fria besuchte.
Regelrecht geschockt zeigte sich der ansonsten sachlich wirkende Khotari nach dem Besuch von Vila Imperial. Die auf engstem Raum errichteten provisorischen Unterkünfte aus Pappe, Blech und Holz für 154 Familien liegen am Rande eines der zahlreichen Viadukte des einstigen „Venedigs der Neuen Welt“. Pläne der Stadtverwaltung, die Familien umzusiedeln, liegen bislang auf Eis. Die Unterkünfte, so Khotari nach dem Besuch, gehörten zu den schlimmsten, die er bislang weltweit gesehen habe.

Improvisiertes Überleben

Kaum anders gestaltet sich die Situation in Água Fria. Dort halten rund 160 Familien der Obdachlosen-Bewegung Movimento dos Trabalhadores Sem Teto (MTST) seit gut einem Jahr ein schmales öffentliches Terrain besetzt, auf dem sie in drei Reihen notdürftig Hütten aus Brettern, Pappe und Wellblech errichtet haben. Die Stromversorgung ist improvisiert, Müllabfuhr und Abwasserentsorgung gibt es nicht. Durch die Mitte zweier Reihen von Bretterbuden, den Hauptweg, zieht sich ein stinkendes, giftgrünes Rinnsal. Nachts wimmele es von Ratten und Kakerlaken, so eine Anwohnerin."

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Betontürme von Barcelona: Auch Betonschrott macht anhänglich

In Treue fest zum Atom

Der Mindestlohn in Spanien durchbricht die 1.000 Euro-Grenze